Reinhardtsdorf
Die Kirche zählt zu den touristischen Höhepunkten auf dem Malerweg und ist in den Sommermonaten täglich geöffnet. Regionale Handwerker haben sie errichtet und über Generationen gepflegt. Sie bildet mit Kirchhofs-Torhaus, Friedhof und Einfriedungsmauer ein denkmalgeschütztes Ensemble. Ihre vielfarbig-barocke Innenausstattung macht sie zu einem stimmungsvollen Raum und kulturhistorischen Kleinod.
In erster Linie wird sie für kirchliche Veranstaltungen genutzt, es finden aber auch Führungen und Konzerte statt. Mit ihr können sich die Bürger - Christen und Nichtchristen - verbunden fühlen: Als lebendige Kirche will sie Begegnungsstätte sein, ein Ort für Bewohner und Gäste, für Kunst, Kultur, Phantasie und Spiritualität. Sie lädt zum Verweilen und zur Betrachtung ein. Die folgende Kirchenchronik gibt Ihnen einen knappen, aber detailreichen Überblick über die Geschichte.
Kirchenchronik
um 1200 romanische Kapelle
1368 erste urkundliche Erwähnung von Reinhardtsdorf und seiner Kirche; der Ort gehört zum Königreich Böhmen
1523 Neuweihe eines Erweiterungsbaus mit drei Altären durch den Meißner Bischof
1539 Einführung der Reformation
1615 Kanzel und Taufstein
1627 Errichtung der Emporen
1636 Erste Schlaguhr
1668 Erste Orgel
1675 – 1678 Vergrößerung des Bauwerks zur jetzigen Gestalt
1675 Portal mit Engelsfiguren von Heinrich Weingarten, Pirna
1681 Altaraufbau von Tischlermeister Michael Gäden, Stolpen
1681 – 1684 Gemälde auf Altar, Pfarrstand, Chorgestühl und Erbrichterloge von Gottfried Scheicker, Stollen
1685 – 1687 Bau von Glockenturm, Westgiebel, Orgelempore und Erbrichterloge
1708 – 1711 Ausmalung der Emporen und der Decke von Johann Georg Walther, Pirna
1715 Kunstschloss der Sakristeipforte von Hans Schuricht, Schandau
1781 Sanierung des Glockenturms, Einsetzen einer neuen Uhr
1790 Übermalen der Verdammten im Jüngsten Gericht über der Orgel
1802 Wetterfahne von 1688 wird erneuert
1872 Schieferdeckung ersetzt das Schindeldach
1880 Vergrößerung der Orgelempore
1887 Renovierung des Inneren
1911 Orgel von Fa. Hermann Eule, Bautzen; Einbau in erweitertes Barockgehäuse
1914 Elektrische Beleuchtung
1917 Beschlagnahmung der Glocken für den Krieg, nur die kleinste bleibt verschont
1924 Weihe von drei neuen Bronzeglocken
1926 Ersetzung des Schieferdachs durch ein Ziegeldoppeldach
1934 – 1938 Sanierung innen und außen, Freilegung des Jüngsten Gerichts auf der Decke über der Orgel, Renovierung der Emporen
1936 Wappen der eingepfarrten Gemeinden auf den Windfangtüren
1942 Beschlagnahmung der Glocken für den Krieg, nur die Stunden- und Notglocke (Saigerschelle) bleibt erhalten
1958 Weihe von zwei neuen Stahlglocken, die Saigerschelle ist nun Teil des Geläuts
1967 Renovierung der Orgel durch Fa. Eule, Bautzen
1976 Elektrifizierung von Turmuhr und Geläutes, die Sandsteingewichte werden abgehängt
1984 – 1990 Teil-Restaurierungen an Emporen, Pfarrstand, Chorgestühl und Erbrichterloge durch Studenten der Kunstakademie Dresden
1994 Sanierung des Glockenstuhls und der Turmkuppel mit Wetterfahne; Umgestaltung des Eingangsbereiches
2008 Restaurierung des Flügelaltars durch Atelier Jana Bösenberg, Radeberg
2009 Restaurierung des Portals durch Fa. Robert Wolf, Struppen
2009 – 2010 Restaurierung des Altars durch Atelier Jana Bösenberg, Radeberg
2010 Hausschwamm-Sanierung am Kirchengestühl
2011 Renovierung der Orgel durch Fa. Johannes Lindner, Radebeul
2017 Restaurierung der Decke durch Atelier Jana Bösenberg, Radeberg
2017 – 2018 Sanierung von Dach und Westgiebel, Schieferdeckung stellt den Zustand von 1872 – 1926 wieder her
2019 Sanierung der Fenster und der Fassade
2023 Sanierung des Pfarrhauses
Ausstattung
Emporen und Malerei
Die obere Empore zeigt in 30 Bildern die Geschichte des Alten Testaments. Es wird von der Schöpfung Adams und Evas ausgehend bis hin zu dem Totenfeld berichtet.
An der unteren Empore ist das Neue Testament in 20 Bildern dargestellt, anfangend mit Mariä Verkündigung über die Passionsgeschichte bis hin zur Ausgießung des Heiligen Geistes. Unter jedem Bild stehen die Namen und die Berufe der Stifter sowie die gespendete Summe. Im Hintergrund der Bilder sind Motive aus der Sächsischen Schweiz zu erkennen. Damit gehören diese Bilder mit zu den ältesten Darstellungen der Sächsischen Schweiz.
Die Deckenmalerei über dem Altar zeigt die Heilige Dreifaltigkeit, Vater, Sohn und Heiliger Geist. In der Mitte der Decke sieht man eine Sonne die von vier Engeln umgeben ist.
In ihr steht: DEO TRINUNI SACRUM. Dies bedeutet übersetzt: Dem Dreieinigen Gott heilig.
Über der Orgel sieht man die Darstellung des Jüngsten Gerichtes mit Jesus als Richter.
Bedeutsam ist das Gestühl. Es handelt sich um das Originalgestühl aus dem 17. Jahrhundert. An vielen Stellen lassen sich noch Namensschilder entdecken. Diese sollten Sitzplätze für treue Kirchgänger reservieren. Ein interessantes Detail stellt die Notbestuhlung beidseitig des Mittelgangs dar.
Der Hauptaltar
Der heutige barocke Hauptaltar ist 1681 von Michael Gäden aus Stolpen aufgerichtet worden. Bemalt wurde er von Gottfried Scheicker. In dem ersten Geschoss wird das heilige Abendmahl dargestellt. Rechts und links werden die Abendmahlsgeräte gezeigt.
Im zweiten Geschoss wird der Weg zum Kreuz und die Kreuzigung abgebildet. Bildnisse von Aaron und Johannes dem Täufer bilden den schmückenden Seitenabschluss dieser Etage. Zentrale Darstellung des dritten Geschosses ist die Kreuzabnahme Jesu. Zwei Engel verzieren schmückend die Seiten.
Der siegreich auferstandene Jesus mit der Siegesfahne über dem Jahwe-Zeichen krönt den Altarabschluss. Zum Altarschmuck gehören ein goldenes Kruzifix, ein zinnener Abendmahlskelch und eine verzierte Hostienschale. Die beiden massiven Altarleuchter aus Zinn stammen aus dem Jahre 1520 und wurden von Herrn von Bünau gespendet.
Der Flügelaltar
Neben der Sakristeitür hängt der Hauptaltar der 1523 katholisch geweihten Kirche.
Die Außenflügel zeigen den hl. Kaiser Heinrich II. (links) und St. Wolfgang (rechts). In der Mitte sieht man die Heilige Anna selbdritt (Maria mit dem Jesuskind und der Heiligen Anna). Der Heilige Wenzel (links, oben), Sankt Veit (links, unten), Sankt Martin (rechts, oben) und Sankt Nicolaus (rechts, unten) sind auf den Innenflügeln zu sehen.
Der Altar gehörte über 100 Jahre lang als Leihgabe zur Sammlung des Sächsischen Altertumsvereins in Dresden und war in dessen Museum im Palais des Großen Garten ausgestellt. Seit 1938 forderte der Kirchenvorstand die Rückgabe. Diese erfolgte im Januar 1945, sonst wäre er, wie die anderen Kunstwerke im Palais, in der Bombennacht des 13./14. Februars verbrannt.
Die Kanzel
Die hölzerne Kanzel wurde 1615 erbaut. Der Erbauer ist namentlich nicht bekannt. Die Kanzel, als Ort der Verkündigung des Wortes, würdigt in besonderer Form die vier Evangelisten mit ihren Symbolen: Matthäus – Engel, Markus – Löwe, Lukas – Stier, Johannes – Adler.
Zur Abrundung des Gesamtbildes erscheint der siegreich gekrönte Jesus mutig zwischen den Evangelisten. Nach oben wird die Kanzel durch einen Schalldeckel abgeschlossen. Unter der Kanzel befindet sich ein kleines Bild mit einem Teufelskopf, so dass der Pfarrer den Teufel mit den Füßen tritt, wenn er seine Predigt hält.
Wetterfahne
Im August 1688 wurde die Wetterfahne mit dem Knopf aufgesetzt. Aufgrund eines Sturmes in der Nacht zum 25. Mai 1799 wurde die Wetterfahne stark beschädigt. Daraufhin wurde sie repariert und der Knopf vergoldet, im Oktober 1802 nahm sie ihren ursprünglichen Platz wieder ein. 1936 wurde der Kirchturm umfassend erneuert.
Die alte Wetterfahne konnte nicht wieder aufgearbeitet werden. Sie wurde nach dem alten Vorbild neu hergestellt und aufgesetzt. 1993 wurden Sanierungsarbeiten am Kirchturm notwendig. In deren Zuge wurde die Wetterfahne abgenommen, erneut aufgearbeitet und vergoldet und im Februar 1994 aufgesetzt.
Informationen zu den jüngsten Restaurierungs- und Baumaßnahmen:
Außensanierung Dach und Westgiebel und Konservierung der Kirchendecke 2017/2018
Mit Zustimmung der Denkmalsbehörde wurde das schadhafte Biberschwanz-Ziegeldach in Schiefer umgedeckt. Damit ist der Zustand von 1872 bis 1926 wiederhergestellt, denn im Jahr 1926 war das Schieferdach durch ein Ziegeldoppeldach ersetzt worden. Außerdem wurde der stark geschädigte Westgiebel neu verputzt und erhielt einen Farbanstrich.
Seit 2010 bestand dringender Restaurierungsbedarf auch an der Kirchendecke. Die Arbeiten konnten u.a. dank finanzieller Unterstützung durch das Landesamt für Denkmalpflege Sachsen durchgeführt werden.
Außensanierung 2019 und Sanierung des Pfarrhauses 2023
Die Fassadensanierung und die Erneuerung der Fenster 2019 dienen dem Erhalt der Bausubstanz der Kirche.
Unterhalb ist das Pfarrhaus gelegen, der 1746 errichtete Nachfolger früherer Bauten. Die Gemeinderäume ermöglichen vielfältige Aktivitäten wie Christenlehre, Frauenkreis, Gottesdienste, Krippenspielproben. Sie sind ein Zentrum des Lebens der Kirch- und Dorfgemeinde sowie zusammen mit der Wanderunterkunft im Nebengebäude ein touristischer Anlaufpunkt.
Im Frühjahr 2023 sind das Dach des Pfarrhauses saniert, der Dachstuhl im Mansardenbereich instandgesetzt und die oberste Geschoßdecke gedämmt worden. Außerdem wurde die Dämmung der Wände erneuert, der Putz an der Nordseite ausgebessert und die gesamte Fassade gemalert.
Förderung
Unterstützung fanden die beiden Bauvorhaben durch Fördermittel aus dem Entwicklungsprogramm für den ländlichen Raum im Freistaat Sachsen. Zuständig für die Durchführung der ELER-Förderung im Freistatt Sachsen ist das Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft (SMUL), Referat Förderstrategie, ELER-Verwaltungsbehörde.